Diese Frage stand im Mittelpunkt der vier Aufführungen „Wohnen in der Politik – Stadtratstheater“. Anhand realer Stadtratssitzungen rund um den „autofreien Laurentiusplatz“ und die „Bundesbahndirektion“ hat das Projekt, die Vorgänge in und um den Wuppertaler Stadtrat
für das Publikum transparent und nachvollziehbar gemacht. Neben Auszügen aus Originalreden der Abgeordneten und hilfreichem Hintergrundwissen zu den Sachverhalten wurden beispielsweise auch Interviews mit Expert*innen Teil der Aufführungen.
Die inhaltliche Konzeption der Aufführungen sowie die schauspielerische Umsetzung und Moderation wurden – in Kooperation mit dem Masterstudiengang Public Interest Design der Bergischen Universität Wuppertal – durch Iris Ebert, Christoph Rodatz, Olaf Reitz, Jonathan Renze und Reza Shirinzadeh realisiert. Unterstützt wurde ihre Darstellung von einem minimalistischen, aber aussagekräftigem Bühnenbild, welches der Inszenierung Raum für eine interaktive und kreative Umnutzung bot. Das Bühnenbild wurde – unter Betreuung von Britta Eiermann – konzipiert und umgesetzt durch die Student*innen Jonas Diercks, Janna Leonards, Alexander Weber und Charlotte Kuke des Masterstudiengangs Szenografie und Kommunikation der FH Dortmund.
Wie auch die reale Politik lebte das „Stadtratstheater“ von Besucher*innen, die Mitmachen statt nur zuschauen. So fanden an allen Abenden Live-Abstimmungen statt, Positionierungsspiele und die Möglichkeit, Expert*innen zu den Abläufen und Eigenheiten kommunaler Politik zu befragen. Am Ende eines jeden Abends hatte das aktive Publikum die nötigen Bausteine beisammen, um ein kritisches Fazit zu den Entscheidungsprozessen rund um den „autofreien Laurentiusplatz“ und die „Bundesbahndirektion“ treffen zu können.
„Wohnen in der Politik – Stadtratstheater“ ist der Abschluss des Projekts "Wohnen in der Politik". Die Corona-Pandemie führte 2020 zum plötzlichen Abbruch – mit dem Blick in das Getriebe der kommunal-politischen Prozesse kam das Projekt nun mit den Aufführungen "Stadtratstheater" zweieinhalb Jahre später zum Abschluss.
Wohnen in der Politik 'Stadtratstheater' fand vom 01. bis 04. Dezember 2022 im alten Schauspielhaus (
Pina Bausch Zentrum, Wuppertal) statt.
Wir danken allen unseren Förder*innen, Unterstützer*innen, Helfer*innen und Besucher*innen
Schreibt uns:
Beteiligte
Von und mit:
Iris Ebert, Christoph Rodatz, Olaf Reitz und Jonathan Renze, Reza Shirinzadeh
Szenenbild:
Britta Eiermann zusammen mit Jonas Diercks, Janna Leonards, Alexander Weber, Charlotte Kuke der FH Dortmund, FB Design, Masterstudiengang Szenografie und Kommunikation
Experten:
Silvia Füsgen, Michael Telian, Pierre Smolarski
Assistenz:
Justine Ohlhöft
Öffentlickeitsarbeit:
Heike Müller, die börse, Leila Rudzki
Fotos: Dieter Mai
Technische Leitung:
Pascal Gehrke
Technik:
Friedemann Köhn, Alex Grigoryan, die börse, Timo Löffler
Projektmanagement:
Dagmar Beilmann und Lukas Hegemann
Inhaltliche Koordination Pina Bausch Zentrum:
Bettina Milz
Mit Ausschnitten aus Roger Willemsens Buch 'Das Hohe Haus'
©Roger Willemsen: „Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament“ Leserechte mit freundlicher Genehmigung des S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2022
Ein Projekt von die börse und dem Pina Bausch Zentrum in Kooperation mit dem Studiengang Public Interest Design, Bergische Universität Wuppertal und dem Studiengang Szenografie an der FH Dortmund.
Die ersten beiden Abende richteten die Scheinwerfer auf die Debatten rund um die potentielle Anmietung der alten Bundesbahndirektion am Döppersberg: Kann eine Auslastung der Räumlichkeiten für die nächsten 30 Jahre gewährleistet werden? Braucht Wuppertal ein drittes Rathaus? Sollte die Stadt einspringen, um private Fehlinvestitionen zu retten? Die Fragen rund um dieses Thema sind vielfältig, uneindeutig und vor allem eins: ein Blick in die Zukunft ohne klare Antworten, wie der Experte Pierre Smolarski in den eingespielten Videosequenzen feststellte. Aber gerade deswegen war es letztlich eine Diskussion wie aus dem Bilderbuch: ohne jegliche Gewissheiten aufseiten der Redner*innen, rangen diese um Mehrheiten für Ihre eigene Position. Um auch eventuelle Unklarheiten rund um das Verhältnis von Stadt und Verwaltung, Zuständigkeiten und auch Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger*innen zu beseitigen, war an den ersten beiden Abenden außerdem – der seit Jahrzehnten in der Stadtverwaltung beschäftigte – Michael Telian vor Ort. Die Fragen mit der größten Unterstützung aus dem Publikum wurden dann auch direkt vor Ort von ihm geklärt. Die Darstellung der unterschiedlichen Positionen, Einwände und Bedenken ermöglichten den Zuschauer*innen das Ringen um die Weiternutzung der alten Bundesbahndirektion und die vorgebrachten Argumente nachzuvollziehen. Daran anknüpfende Debatten um den Umgang mit und dem Zugang zu Zahlen und Daten sowie das Treffen zukunftsorientierter Entscheidungen, verdeutlichte die Relevanz der Felder Transparenz und Verantwortung lokaler Politiker*innen. Diese Themen wurden dann auch in den Beteiligungsformaten des Stückes erneut aufgegriffen. „Für wie verantwortungsbewusst hält Sie Ihre Mutter“ oder „Wie viel Verantwortung tragen Sie in Ihrem Job“ waren dabei nur einige Anstöße, die Felder zu übergreifenden Themen und anschließenden Diskussionen eröffneten.
Ganz ähnlich verliefen die beiden folgenden Abende, die das Thema des „Autofreien Laurentiusplatz“ auf die Tagesordnung gesetzt hatten. Das Bühnenbild wurde kurzerhand zum Eiscafé am Laurentiusplatz umgebaut, in dem die Besucher*innen neben inszeniertem Verkehrslärm gemütlich Platz nehmen sollten. „Nicht wirklich erholsam“, „es könnte ein wenig leiser sein“ waren nur einige Aussagen hinsichtlich des von LKW, PKW und Motorrädern erzeugten Geräuschpegels.
Die inszenierten Originalredebeiträge wurden auch an diesen Abenden von dem Rhetorik-Experten Pierre Smolarski bewertet
und eingeordnet – allerdings mit einem weniger wohlwollenden Urteil als bei der Debatte zur Bundesbahndirektion: „Wenn man eine Geschichte
erzählt, sollte sie einen Sinn ergeben, die Thematik greifbarer machen, verständlicher … nichts davon war in diesem Fall
gegeben.“. Keine Debatte wie aus dem Bilderbuch, wie bei der Anmietung der Bundesbahndirektion, aber auch das gehört zur
Realität des Stadtrates. Als zusätzliche Expertin stand die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, Silvia Füsgen, am Samstagabend für Fragen rund um Stadt,
Verwaltung und Stadtrat zur Verfügung. Wie auch in den Darstellungen um die Debatte zur Bundesbahndirektion, endete der Abend in einer finalen Abstimmung des Stadtrates. Trotz der Einsicht, dass alle Diskussionen um den autofreien Laurentiusplatz vergebens waren, da nicht der Wuppertaler Stadtrat, sondern die Bezirksvertretung
für diese Entscheidung zuständig ist.
Eine Zusammenfassung des Abends findet man bspw. auch noch einmal in einem Artikel der WZ zum Artikel
Beteiligte
Von und mit: Iris Ebert, Christoph Rodatz, Olaf Reitz und Jonathan Renze, Reza Shirinzadeh | Szenenbild: Britta Eiermann zusammen mit Studierenden der FH Dortmund, FB Design, Masterstudiengang Szenografie und Kommunikation | Assistenz: Justine Ohlhöft | Experten: Silvia Füsgen, Michael Telian, Pierre Smolarski | Öffentlickeitsarbeit: Heike Müller, die börse, Leila Rutzki | Fotos: Dieter Mai| Technische Leitung: Pascal Gehrke | Technik: Friedemann Köhn, Alex Grigoryan, die börse,
Timo Löffler
| Projektmanagement: Dagmar Beilmann und Lukas Hegemann | Inhaltliche Koordination Pina Bausch Zentrum: Bettina Milz | Mit Ausschnitten aus Roger Willemsens Buch 'Das Hohe Haus' ©Roger Willemsen: „Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament“ Leserechte mit freundlicher Genehmigung des S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2022
Ein Projekt von die börse und dem Pina Bausch Zentrum in Kooperation mit dem Studiengang Public Interest Design, Bergische Universität Wuppertal und dem Studiengang Szenografie an der FH Dortmund.
Gefördert von:
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste
Pina Bausch Zentrum, ein Projekt der Stadt Wuppertal, gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen und die Beauftragte für Kultur und Medien, in Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und der Pina Bausch Foundation.
Partner:innen: